Totgesagte leben länger

Furioses Comeback des ERV im Schlussdrittel

Die Besucher des Schweinfurter Icedomes sind am Freitagabend wieder einmal voll auf ihre Kosten gekommen. Zwar war im Heimspiel der Mighty Dogs gegen den EV Pegnitz nicht alles schön anzuschauen, die Dramaturgie sowie das Resultat entschädigten dann aber doch für vieles, was man über weite Strecken beanstanden musste.

Insgesamt war das 7:5 gegen das Tabellenschlusslicht ein Spiegelbild der bisherigen Saisonleistungen innerhalb einer Partie. Da war das erste Drittel, in dem es die Schweinfurter gar nicht schlecht machten. Mit nur fünf Verteidigern und drei neu formierten Angriffsreihen machten die Gastgeber durchaus Druck und kamen auch immer wieder zu Abschlüssen. Letztlich fehlte dem Team von Trainer Zdenek Vanc, der auf Aleksander Andrusovich und Jan Kouba (beide verletzt), Viktor Ledin (krank) und Pascal Schäfer verzichten musste, die Präzision und damit die Durchschlagskraft.

Die Taktik der Gäste hingegen ging voll auf, wie EV-Coach Josef Hefner betonte: „Wir wollten es Schweinfurt schwer machen – hinten gut stehen und dann ab und zu einen Konter setzen.“ Da einer dieser wenigen Konter dann durch Johannes Seidinger auch noch konsequent abgeschlossen wurde (12.), ging es etwas glücklich für die Gäste mit einer Führung in die erste Pause.

Im zweiten Durchgang zeigte der ERV dann wieder sein schläfriges Gesicht. Da wurde dem Gegner dann wieder jede Menge Zeit und Raum zum Kombinieren gegeben, da wurde Zweikampfführung durch Paralell-Laufen ersetzt und der Gegner zu Torchancen regelrecht eingeladen. Zwar brachte Marcel Grüner zwischenzeitlich den Puck zum 1:1 Ausgleich über die Linie (23.), weil er nach einem Schuss von Marc Zajic hellwach war, danach setzte allerdings die große Lethargie ein. Statt im Powerplay den Gegner unter Druck zu setzen, wurden Überzahlsituationen vertendelt und statt vor dem gegnerischen Tor gefährlich zu werden, legte Zajic vor dem eigenen Tor den Gästetreffer durch Patrick Fritz zum 1:2 auf (29.). Als es nur 66 Sekunden später erneut klingelte, riss Vanc der Geduldsfaden. „Die Idee war, einen neuen Impuls zu setzen. Deshalb habe ich die Auszeit genommen und den Torhüter gewechselt.“ Zwar habe Ferdinand Dürr „keinen Fehler“ begangen, betonte Vanc, aber es habe eine Veränderung gebraucht.

Der erste Versuch dieses Spiel, „das einen schlechten Verlauf für uns zu nehmen drohte“, positiv zu beeinflussen und auf zwei Reihen umzustellen, war zu diesem Zeitpunkt ergebnislos verpufft. Entsprechend angefressen und ratlos war Vanc auch nach der Partie. „Ich muss nachdenken, was ich sage. Ich versuche immer positiv zu bleiben, aber das war nach 40 Minuten wirklich schwer. Die Jungs können froh sein, dass ich kaum Stimme hatte und daher ruhig bleiben musste. Ich bin froh über die drei Punkte, ansonsten aber nicht zufrieden.“

Welche Worte Vanc auch immer wählte, sie zeigten Wirkung. Hatten die Mighty Dogs am Ende des zweiten Drittel jede Verkürzung des Rückstands umgehend wieder aus der Hand gegeben, drehten sie im Schlussdrittel mächtig auf. Angeführt vom starken Kapitän Simon Knaup stellten sie den zwei Tore-Rückstand zur zweiten Drittelpause binnen 22 Sekunden durch Josef Straka und Stephan Trolda auf 5:5 (43.). Danach hielten sie das Tempo hoch und die Gäste, bei denen nun die Kräfte schwanden, weitgehend vom eigenen Tor entfernt. Offensiv sorgten Andi Kleider (45.), der zuvor bei einigen Gegentoren noch zu passiv gewesen war, sowie Straka, der einen fulminanten Schuss von Knaup noch abfälschte, jeweils im Powerplay für die Entscheidung.

Den Schlusspunkt bildete dann wieder eine Unkonzentriertheit, über die am Ende aufgrund des Ergebnisses aber alle lachen konnten. In den Schlusssekunden schob Grüner die Scheibe weitgehend unbedrängt am verwaisten Gästetor vorbei und verpasste so die Chance, das Ergebnis noch deutlicher zu gestalten. Dennoch war es gerade nach dem zweiten schwachen Spielabschnitt beachtlich, wie die Mannschaft den Schalter nochmal umlegte und so eine tolle Aufholjagd startete. Dem Trainer, und nicht nur ihm, wäre es allerdings deutlich lieber, wenn ihm ein solches Szenario in den nächsten Spielen erspart bliebe.

Schweinfurt: Dürr, Kessler – Knaup, Faust, A. Kleider, L. Kleider, Schadewaldt – Straka, Rypar, Tratz, Trolda, Grüner, Zajic, Akers, Oertel, Köder.

ERV Schweinfurt – EV Pegnitz 7:5 (0:1, 3:4, 4:0)

Tore: 0:1 (12.) Seidinger (Kracht, Jüngst), 1:1 (23.) Grüner (Zajic), 1:2 (29.) Fritz (Jüngst, Kercs 5-4), 1:3 (30.) Kercs (Navarra, Krieger), 1:4 (36.) Kercs (Kracht, Navarra), 2:4 (38.) Rypar (Schadewaldt, Knaup 5-4), 2:5 (38.) Kracht (Navarra, Krieger), 3:5 (40.) Rypar (Straka, Schadewaldt 5-4), 4:5 (43.) Straka (Kleider), 5:5 (43.) Trolda (Knaup, Tratz), 6:5 (45.) Kleider (Tratz), 7:5 (57.) Straka (Knaup, Rypar 5-4) . Strafminuten: 8/20. Schiedsrichter: Grech (Fiala/Kaderabek) Zuschauer: 529.

Quelle: Mainpost

Fotos: Denny Lerch