Vorweihnachtliche Tristesse im Icedome

Kann das Weihnachts-Derby die Wende bringen?

Es ist zum Haare-Raufen was derzeit beim ERV Schweinfurt abläuft. Trotz ordentlicher 30 Minuten stehen die Schweinfurter auch gegen Erding am Ende mit leeren Händen da. Damit rückt immer mehr die Abstiegsrunde in den Fokus, obwohl rechnerisch noch immer mehr drin ist. „Meiner Meinung nach haben wir in der ersten halben Stunde ein wirklich gutes Spiel gemacht. Wir sind ein hohes Tempo gegangen und hatten gute Kombinationen“, war auch ERV- Coach Zdenek Vanc nach Spielschluss wieder einmal ratlos.

Und zwar deshalb, weil sich nach der frühen und hochverdienten Führung durch Marcel Grüner (6.) wieder die Fehler einschlichen, die den Schweinfurter bereits in den vergangenen Wochen regelmäßig das Genick gebrochen haben. „Wir kriegen einfach zu leichte Gegentore“, wiederholt Vanc ebenso gebetsmühlenartig wie verzweifelt. Nachvollziehbar, wenn man mitansehen musste, wie drei Schweinfurter Verteidiger bei 1:1 nur parallel liefen und Erdings Philipp Michl aus zentraler Position zum Torabschluss kommen ließen (15.).

„Wir waren am Anfang vom Tempo und der Aggressivität der Schweinfurter überrascht und nach zehn Minuten gut bedient, dass wir nur 0:1 zurücklagen“, gab auch Gäste-Trainer Topias Dollhofer unumwunden zu. Wir haben uns dann immer besser ins Spiel gearbeitet und im Mitteldrittel hat schließlich unser gutes Über- und Unterzahlspiel den Ausschlag gegeben.“ Dass es zu diesen Situationen so häufig kam, lag auch an einem katastrophalen Schiedsrichtergespann, das durch reihenweise kaum nachvollziehbare Entscheidungen, jede Menge Hektik in ein über weite Strecken fair geführtes Spiel brachten.

Für die Niederlage des ERV zeichneten sie aber nicht verantwortlich, sondern die nächsten Schweinfurter Unzulänglichkeiten. Denn direkt nach dem erneuten Führungstreffer durch Grüner (26.) ermöglichte man Erding vom Bulli weg die Chance zum Ausgleich. Weil Ferdinand Dürr, der ansonsten selten als sicherer Rückhalt überzeugte, in dieser Szene gut reagierte, dauerte es weitere rund vier Minuten, bis die Gäste erneut ausgleichen konnten. Weil Erding in der Folge eigene Überzahlsituationen per Doppelschlag konsequent nutzte (37./39.) ging der TSV letztlich nicht unverdient mit einer zwei Tore-Führung in die zweite Pause, die durchaus noch reparabel gewesen wäre.

Bei derart schwachem Powerplay, wie es die Mighty Dogs an diesem Abend zeigten, war allerdings nichts mehr zu holen. Fast acht Minuten brachten gerade einmal drei Schüsse auf den Erdinger Kasten. Zu wenig befand auch Vanc: „Klar ist es schwierig, wenn du mit zwei Toren hinten bist und den Druck hast, zu treffen. Aber mindestens ein Tor hätten wir in dieser Phase machen müssen. Da gibt es keine Ausreden!“ Diese würden eh nicht mehr helfen.

Denn auch gestern verloren die Schweinfurter weiter an Boden und lieferten dabei, vor allem im ersten Drittel, eine desolate Leistung ab. Nach 0:6-Rüchstand nach 20 Minuten rissen sich die Schweinfurter aber am Riemen, kamen auf 4:6 heran, um dann im Schlussdrittel wieder den Kürzeren zu ziehen.

Was der ERV nun braucht sind Siege. Einer im Derby gegen Bad Kissingen am zweiten Weihnachtstag (Mittwoch, 18 Uhr, Icedome) könnte auch dazu dienen, die Fans, die teilweise auch ihrem Unmut über die verkorksten letzten Wochen Luft machten. Leicht wird die Aufgabe sicher nicht, auch wenn Aleksander Andrusovich gegen seinen Ex-Verein wohl ins ERV-Team zurückkehren wird. Denn beim Mitaufsteiger läuft es als aktuellem Tabellenzweiten deutlich besser. Die Erfahrung lehrt aber auch, dass Tabellenplatzierungen für Derbys nicht immer unbedingt spielentscheidend sind.

ERV Schweinfurt – TSV Erding 2:4 (1:1, 1:3, 0:0)

Schweinfurt: Dürr – A. Kleider, Schäfer, Schadewaldt, Knaup, Köder, Faust – Straka, Rypar, Zajic, Trolda, Kouba, Grüner, Ledin, Manger, Oertel.
Tore: 1:0 (6.) Grüner (Rypar, A. Kleider), 1:1 (15.) Michl (Schwarz), 2:1 (26.) Grüner, 2:2 (30.) Fischer (Deubler, Feilmeier), 2:3 (37.) Fischer (Feilmeier, Deubler 5-4), 2:4 (39.) Jeske (Michl, Zimmermann 5-4). Strafminuten: 14 + 10 Schadewaldt + 10 Schäferl / 10. Schiedsrichter: Gut (Bösl, Fiala). Zuschauer: 535.

ESC Dorfen – ERV Schweinfurt 9:5 (6:0, 0:4, 3:1)

Schweinfurt: Kessler, Dürr – Köder, Knaup, Schäfer, Faust, A. KLeider, L. Kleider – Straka, Kouba, Trolda, Zajic, Rypar, Grüner, Oertel, Manger, Ledin.
Tore: 1:0 (7.) Göttlicher (Miculka), 2:0 (7.) Waldhausen (Vrba, Attenberger), 3:0 (8.) Miculka (Mayer, Sorsak), 4:0 (17.) Miculka (Rauscher), 5:0 (18.) Miculka (Kroner), 6:0 (20.) Rosenkranz (Vrba, Attenberger), 6:1 (30.) Straka (Rypar, Knaup 5-3), 6:2 (31.) Zajic (Knaup, Rypar 5-4), 6:3 (37.) Straka (Köder, Kouba), 6:4 (39.) Straka (Kleider, Rypar 5-4), 7:4 (47.) Lönnig (Miculka), 7:5 (52.) Straka (Faust 4-5), 8:5 (53.) Vrba (Kroner, Attenberger), 9:5 (54.) Miculka (Mayer, Sorsak 5-4). Strafminuten: 10/10. Schiedsrichter (Kess (Benz, Boos). Zuschauer: 260.

Quelle: Mainpost